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Warum nicht das Alleinsein das Problem ist, sondern deine Ansichten darüber


In unserer Gesellschaft wird das Alleinsein oft als Makel betrachtet. Die Angst davor, allein zu sein, ist weit verbreitet und wird durch Medien, soziale Netzwerke und kulturelle Narrative immer wieder verstärkt. Doch was, wenn nicht das Alleinsein selbst das eigentliche Problem ist, sondern vielmehr unsere Einstellung dazu? Als Psychologin und Paartherapeutin möchte ich in diesem Beitrag aufzeigen, wie unsere Gedanken und Bewertungen darüber, allein zu sein, unser Wohlbefinden und unsere Beziehungen beeinflussen – und wie wir lernen können, Alleinsein als wertvolle Ressource zu nutzen.

Was bedeutet Alleinsein wirklich?

Zunächst ist es wichtig, zwischen Alleinsein und Einsamkeit zu unterscheiden. Alleinsein beschreibt einen objektiven Zustand: Wir verbringen Zeit ohne andere Menschen. Einsamkeit hingegen ist ein subjektives Gefühl, das auch unter Menschen entstehen kann. Wissenschaftliche Studien zeigen: Ob wir uns beim Alleinsein wohlfühlen oder darunter leiden, hängt maßgeblich davon ab, wie wir diese Zeit bewerten und erleben.






Die Macht der Gedanken: Wie Einstellungen das Erleben von Alleinsein prägen

Unsere Überzeugungen und Einstellungen spielen eine entscheidende Rolle dabei, wie wir das Alleinsein erleben. Wer das Alleinsein als Mangel oder Bedrohung betrachtet, wird sich in solchen Situationen eher einsam und unwohl fühlen. Wer hingegen die Chancen und Potenziale sieht, kann Alleinsein als Quelle für Erholung, Kreativität und Selbstreflexion nutzen.

Wissenschaftlicher Fakt 1:Studien zeigen, dass Menschen mit einer positiven Einstellung zum Alleinsein nach einer Phase der Ruhe weniger Einsamkeit empfinden – während negative Überzeugungen das Risiko für Einsamkeitsgefühle deutlich erhöhen.

Gesellschaftliche Mythen und die Rolle der Medien

Die Medien und gesellschaftliche Narrative haben einen enormen Einfluss darauf, wie wir über das Alleinsein denken. In Nachrichten, Filmen und Social Media wird Alleinsein häufig als problematisch oder gar gefährlich dargestellt. Diese ständige negative Berichterstattung prägt unsere Überzeugungen und verstärkt die Angst vor dem Alleinsein.

Wissenschaftlicher Fakt 2:Eine aktuelle internationale Studie zeigt, dass Menschen, die regelmäßig negative Medienbotschaften über das Alleinsein konsumieren, ein um 53 % erhöhtes Risiko für Einsamkeit nach Phasen des Alleinseins haben. Positive Darstellungen hingegen reduzieren das Einsamkeitsgefühl sogar um 13 %.

Warum Alleinsein auch gesund und bereichernd sein kann

Alleinsein ist nicht automatisch schädlich – im Gegenteil: Viele Menschen suchen bewusst Zeit für sich, um Kraft zu tanken, sich zu entspannen oder kreativ zu werden. Rund 85 % der Zeit, die Menschen allein verbringen, ist selbst gewählt. Solche Phasen fördern emotionale Selbstregulation, kognitive Erholung und persönliche Entwicklung.

Wissenschaftlicher Fakt 3:Solitude – also bewusstes, gewähltes Alleinsein – kann Stress reduzieren, die Selbstwahrnehmung stärken und zu mehr Unabhängigkeit führen. Entscheidend ist, dass diese Zeit aktiv gestaltet und nicht als „Mangel“ erlebt wird.

Die Psychologie hinter der Angst vor dem Alleinsein

Warum fürchten sich so viele Menschen davor, allein zu sein? Häufig liegt der Ursprung in frühen Erfahrungen und erlernten Glaubenssätzen. Wer beispielsweise gelernt hat, dass der eigene Wert von der Anerkennung anderer abhängt, wird Alleinsein als Bedrohung für die eigene Identität erleben. Diese Angst kann dazu führen, dass Menschen ungesunde Beziehungen aufrechterhalten oder sich selbst verlieren, nur um nicht allein zu sein.

Wie du deine Einstellung zum Alleinsein verändern kannst

Die gute Nachricht: Unsere Überzeugungen sind veränderbar. Moderne psychotherapeutische Ansätze wie die kognitive Verhaltenstherapie (CBT) zeigen, dass wir lernen können, unsere Gedanken über das Alleinsein zu hinterfragen und neu zu bewerten. Hier einige praktische Impulse:

  • Bewusstes Wahrnehmen: Nimm wahr, wie du über das Alleinsein denkst. Welche Gedanken tauchen auf? Sind sie hilfreich oder schränken sie dich ein?

  • Kognitive Umstrukturierung: Versuche, negative Überzeugungen zu hinterfragen („Alleinsein bedeutet, dass ich nicht liebenswert bin“) und durch realistischere, positivere Gedanken zu ersetzen („Alleinsein gibt mir die Möglichkeit, mich zu erholen und zu wachsen“).

  • Positive Erfahrungen schaffen: Nutze Zeiten des Alleinseins aktiv für Dinge, die dir guttun: Kreativität, Entspannung, Bewegung, Reflexion.

  • Selbstmitgefühl üben: Lerne, dich selbst als angenehme Gesellschaft zu erleben. Was schätzt du an dir? Welche Stärken und Interessen möchtest du (wieder)entdecken?

Was du aus wissenschaftlicher Sicht über Alleinsein wissen solltest

  • Die Bedeutung der Wahl: Menschen, die sich bewusst für Alleinsein entscheiden, erleben diese Zeit positiver als Menschen, die sich dazu gezwungen fühlen.

  • Balance ist entscheidend: Zu viel Isolation kann schaden – aber ein Zuviel an sozialen Kontakten kann ebenso stressen. Die richtige Balance zwischen Zeit für sich und Zeit mit anderen ist individuell verschieden und sollte immer wieder reflektiert werden.

  • Mindset als Schlüssel: Die Forschung zeigt, dass die Art und Weise, wie wir über das Alleinsein denken, einen größeren Einfluss auf unser Wohlbefinden hat als die tatsächliche Anzahl sozialer Kontakte.

Praktische Übungen für einen gesunden Umgang mit Alleinsein

  1. Geführte Reflexion: Schreibe auf, welche Gedanken und Gefühle du hast, wenn du allein bist. Welche davon sind hilfreich, welche nicht?

  2. Positive Reframing-Übung: Suche gezielt nach Vorteilen des Alleinseins – z.B. mehr Freiheit, Zeit für Hobbys, Kreativität, Entspannung.

  3. Achtsamkeitstraining: Übe, im Moment zu sein, ohne dich von negativen Gedanken über das Alleinsein ablenken zu lassen.

  4. Kreative Projekte: Nutze die Zeit für Malen, Schreiben, Musik oder andere kreative Tätigkeiten, die dir Freude bereiten.

  5. Selbstfürsorge-Rituale: Entwickle kleine Rituale, die dir guttun – ein gutes Buch, ein Spaziergang, ein entspannendes Bad.

Wie Alleinsein deine Beziehungen verbessern kann

Wer lernt, mit sich selbst zufrieden zu sein, bringt mehr innere Stabilität und Unabhängigkeit in Beziehungen. Statt aus Angst vor dem Alleinsein zu klammern oder sich zu verbiegen, kannst du Beziehungen aus echter Verbundenheit und nicht aus Bedürftigkeit gestalten. Das macht Beziehungen langfristig gesünder und erfüllender.

Fazit: Die Qualität deiner Gedanken zählt

Nicht das Alleinsein an sich ist das Problem – sondern die Geschichten, die wir uns darüber erzählen. Wer lernt, Alleinsein als Ressource zu sehen, gewinnt Freiheit, Selbstvertrauen und emotionale Balance. Die Wissenschaft zeigt klar: Es ist möglich, die eigene Einstellung zu verändern und Alleinsein als wertvollen Teil eines erfüllten Lebens zu integrieren.

Mein Tipp als Psychologin und Paartherapeutin:Beginne heute damit, deine Gedanken über das Alleinsein zu hinterfragen. Erlaube dir, neue Erfahrungen zu machen und die Vorteile dieser Zeit zu entdecken. Du wirst überrascht sein, wie viel Kraft, Kreativität und Gelassenheit in Momenten der Stille liegen können – und wie sehr das auch deine Beziehungen bereichert.

Wissenschaftliche Quellen im Überblick:

Erkenntnis

Quelle

Einstellungen zum Alleinsein beeinflussen das Einsamkeitserleben stärker als die tatsächliche Situation


Positive Medienbotschaften über Alleinsein senken das Risiko für Einsamkeit


Bewusst gewähltes Alleinsein fördert Selbstregulation und Wohlbefinden


Kognitive Verhaltenstherapie kann helfen, negative Gedankenmuster zu verändern


Du bist nicht allein mit deiner Angst vor dem Alleinsein – aber du kannst lernen, sie zu überwinden. Es lohnt sich!

 
 
 

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unter anderem bekannt aus 
tagesspiegel Interview Paartherapie Berlin A.Wilitzki
Anna Wilitzki Interview SZ- Paartherapie Berlin
Spiegel Interview Wilitzki Paartherapie Berlin
ARD Moma Interveiw Paartherapie Berlin Anna Wilitzki
RBB Anna Wilitzki, Paartherapie Berlin
Welt Interview, Paartherapie Berlin , Anna Wilitzki
Radio Interview Paartherapie Berlin, A. Wilitzki

Praxis für Einzeltherapie und Paartherapie  Berlin,

Anna Wilitzki Psychologin M.Sc.

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Schwerpunkt: Paartherapie Berlin 

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© 2017 by Anna Wilitzki | Psychologin M.Sc.

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